16. Jul 2021

Venezia – La città degli scandali – Rapporti I-IV

Fondamenta delle Convertite, isola della Giudecca, Venezia, 100×100, 2019. Foto: © Robert W. Sackl-Kahr Sagostin

Venedig ist die Stadt der Transgression, eine Theaterbühne, auf der sich Szenen voll Schande, Missachtung, Kompromittierung und gemeinster Niedertracht zu einem Höllenfeuer vereinen. Der Skandal, getarnt als alltägliche Affäre, paart sich in den piani nobili der alten Palazzi im Odeur des darunter hinwegfließenden Lagunenwassers mit Frechheit, Zumutung, Respektlosigkeit, Schamlosigkeit, Dreistigkeit, Unverschämtheit und ganz gemeiner Gier nach Geld, Macht und Ansehen. Wahrscheinlich schon seit der Zeit des ersten Dogen Anafestus Paulicius (Paoluccio Anafesto), der laut Überlieferung und staatlicher Geschichtsschreibung als Dux der Siedlungen der Lagune von Venedig sowie der näheren Umgebung im Jahr 697 gewählt, sich der Verteidigung gegen die Langobarden verschrieb.

Der skandalöse und intrigante Umgang mit Menschen sowie deren Kunst, Architektur und Vermögenswerten ist aber keineswegs eine Eigenart des geborenen Venezianers, sondern vielmehr eine wahnhafte Krankheit, die auch viele Zugereiste (gli stranieri di terra a Venezia: i landlubbers), Auswärtige und Landfremde ohne Feingefühl und Ehre erfasst, deren Lebensmittelpunkt sich über kurze oder längere Perioden in der Lagunenstadt abspielt. Zwischen Pilastern, alten Säulen und mit Taubenkot getränktem Marmor der Palazzi wurde die menschliche Niedertracht von diesen zur perfekten Kunstform veredelt.

Ehe ich über das eigentliche aktuelle Ärgernis, das Ende der Casa dei Tre Oci betreffend, berichte, umreiße ich in den kommenden Blogs noch einige skandalöse Vorkommnisse der letzten Jahrzehnte, die gerade in meiner Erinnerung aufflammen oder über die ich mir in meinen venezianischen Skizzenbüchern Notizen gemacht habe.


I. Sturmflut und Korruption

Immagini da sinistra a destraFabio Manzone e Cristina Lovisari,  Mose di Venezia, Maggioli Editore; I edizione (23 maggio 2018). “Un libro per ricordare la ‚acqua granda‘ ma anche per spiegare e divulgare l’immenso patrimonio di conoscenze sulla Laguna di Venezia che è stato acquisito, analizzando la storia che ha portato alla progettazione del sistema Mose: gli iter governativi e procedurali, l’analisi degli studi tecnico scientifici eseguiti sulla città di Venezia e la sua Laguna, le opere chiave progettate ed eseguite, i contributi tecnici di Università, professionisti e studiosi specializzati ma anche i primi risultati ottenuti e il futuro di questa enorme conoscenza acquisita”. (Bertarello?), Le gondole affondano, 40×40, 1966, Archivio Fotografico Hertha Kahr, Trieste. Confronta: Archivio Fotografico del Comune die Venezia. Riproduzione: Robert W. Sackl-Kahr Sagostin. Vincenzo Di Tella, Gaetano Sebastiani, Paolo Vielmo, Il MOSE salverà Venezia? – un‘ analisi tecnica sulle criticita‘ del sistema e lu sue alternative, ‎ Vincenzo Di Tella; I edizione (20 aprile 2017). Dopo l’esplosione dello scandalo Mose sono stati in pochi a comprendere che il danno fatto all’erario dalla “cricca” era ben maggiore rispetto alle pur enormi tangenti e ruberie accertate dalla Guardia di Finanza, perchè il “Sistema Mose”, in quel contesto di corruzione e malafare, è riuscito ad ottenere tutte le approvazioni necessarie a portare avanti sempre lo stesso progetto ed a bloccare le soluzioni alternative proposte, che avevano costi e tempi molto più bassi. All reproductions, objects and photography: © Robert W. Sackl-Kahr Sagostin, Collezione Robert W. Sackl-Kahr Sagostin.

Da kommt dem Liebhaber der Serenissima, der gerade vor trübem Lagunenwasser über die Geschichte der Stadt sinniert, natürlich zuerst der Bau von Mose (Modulo Sperimentale Elettromeccanico – MO.S.E.) in den Sinn, jenem Sturmflutsperrwerk aus 78 beweglichen Fluttoren, das verhindern soll, dass ganze Stadtteile bei Acqua alta im Lagunenwasser versinken. Bis Ende 2020 verschlang dieses größte italienische Infrastrukturprojekt der Nachkriegszeit ein Budget von über sechs Milliarden Euro. Nach Schätzungen der Behörden sind während Planung und Bau dieser Hochwasserschutzanlage, die an den drei bocche der venezianischen Lagune installiert wurde, mehr als eine Milliarde Euro veruntreut worden, darunter auch große Mengen europäischer Fördergelder. Im Juni 2014 meinte Tilmann Kleinjung, Redakteur im römischen ARD-Studio: „Mose gilt als Meisterwerk italienischer Ingenieurskunst: Das Schleusensystem soll Venedig vor Überflutungen retten. Doch die Großbaustelle ist ein Schmiergeldsumpf. 35 Personen wurden jetzt festgenommen – unter ihnen auch Bürgermeister Orsoni.“ In den Korruptionsskandal war fast die gesamte politische Führung der Stadt Venedig und der Region Venetien verwickelt. Haft beantragt wurde auch für den ehemaligen Regionspräsidenten von Venetien, Giancarlo Galan, der als Senator aber Immunität genoss. Nachdem das Parlament im Oktober 2014 Galans Recht auf Zeugnisverweigerung aufgehoben hatte, wurde auch er inhaftiert. Durch die Aufarbeitung der Fälle standen die Arbeiten auf der Baustelle unter der Meeresoberfläche fünf Jahre lang still.

Selbst die Konstruktion an sich war bereits von Anfang an umstritten, viele anderen vorgeschlagenen Varianten waren technisch nicht nur ausgereifter, sondern auch günstiger. Namentlich die Schwerkraftbarriere – sie wurde 2006 von der Gemeinde Venedig noch als beste der vorgeschlagenen alternativen Lösungen bezeichnet und danach von dieser verhindert. Vincenzo Di Tella gibt in seinem Buch Il Mose salverà Venezia? darüber nicht nur genaue technische Informationen, sondern auch präzise Einblicke in dieses venezianische System, in dessen Kontext von Korruption und Amtsmissbrauch es dem Ausführer des Baus, der Consorzio Venezia Nuova gelungen ist, stets alle Genehmigungen zu erhalten. Das aus den 30 größten Bauunternehmen Italiens bestehende Konsortium konnte so mit dem bereits gescheiterten Mose-Projekt fortfahren und alle anderen vorgeschlagenen Lösungen blockieren. Diesem Konsortium mit Sitz im Palazzo Morosini Brandolin, zwischen dem Rio di San Cassiano und der Fondamenta dell’Olio, gegenüber der Ca’ d’Oro gelegen, gehört auch die Mailänder Finanzholding Fininvest S.p.A. an, die zum überwiegenden Teil im Besitze von Mitgliedern der Familie Berlusconi ist.

Das Verschwinden unglaublicher Geldbeträge, die Bedrohung durch Lagunenflut – da kommt mir ironischerweise die edle Beschreibung aus den Italian Hours von Henry James in den Sinn: „Die Lagune war ü̈berzogen von eigenartigen Strömungssträhnen, die wie sanfte, riesige Fingerspuren über sie hinweghuschten.“ Das filmische Meisterwerk Le mani sulla città von Francesco Rosi aus dem Jahre 1963 mit Rod Steiger und Salvo Randone lässt grüßen.

II. Des Bürgermeisters Überheblichkeit

Carpaccio veneziano con carta di menu e l’incisione „L’Altea Parte della Piazza di S. Marco.“ da Matthäus Merian, Archontologia, 1640, 20,5 x 30,5. All reproductions, objects and photography: © Robert W. Sackl-Kahr Sagostin, Collezione Robert W. Sackl-Kahr Sagostin, Venezia.

2018 rollte Marco Gasparinetti, Sprecher der Bürgerplattform Gruppo 25 Aprile und candiato sindaco per Terra e Acqua 2020 alle Elezioni amministrative del Comune di Venezia den Fall der japanischen Studenten auf, denen für vier Koteletts, vier Fischplatten und ein wenig Mineralwasser in einem einfachen venezianischen Lokal 1.100 Euro in Rechnung gestellt wurden. Im gleichen Jahr hatten sich drei asiatische Touristen bei der Stadtverwaltung beschwert, weil sie in einem Restaurant nahe dem Markusplatz 526 Euro für ein Mittagessen zahlen mussten. Der Bürgermeister und Unternehmer Luigi Brugnaro, Besitzer des Baskettballvereins Reyer Venezia Mestre und Präsident der Holding Umana, die ein Konglomerat von ungefähr 20 Firmen leitet, hatte daraufhin die Gäste aus Fernost als Bettler tituliert. Der Ausspruch des Mitte-rechts-Stadtchefs war im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für die internationale Presse und wurde weltweit veröffentlicht: „Die Touristen haben Hummer und Austern vertilgt und nichts auf dem Teller gelassen. Wer nach Venedig kommt, muss wissen, dass er in Venedig ist und dafür etwas ausgeben muss. Touristen, ihr seid in Venedig willkommen, doch ihr müsst Geld ausgeben!“

Auch den Vorwurf, das verheerende Hochwasser vom 13. November 2019 unter die 1,60-m-Marke heruntergelogen zu haben, um den Notstand nicht aurufen zu müssen, musste sich Marco Gasparinetti gefallen lassen. Tatsächlich betrug der Pegelstand 1,87 Meter über dem Meeresspiegel – der höchste seit 1966.

Bürgermeister sei er nur geworden, wie mir viele Venezianer versichern, weil ihn ausschließlich die Bewohner des Festlandbezirks Mestre gewählt haben und in Venedig selbst mittlerweile zu wenig Einwohner leben, um mit ihren Stimmen politisch Einfluss nehmen zu können.

III. Die Chose am venezianischen Zivilgericht

I gondolieri danno l’ultimo saluto al professore, TZ Muenchen, 31 agosto 2013. Fulvio Roiter, Gondola funebre, 24×30, 1966. Archivio Fotografico Hertha Kahr, Trieste. Riproduzione: Robert W. Sackl-Kahr Sagostin. Turista tedesco morto in laguna, chiesti 1 anno e 5 mesi per il gondoliere coinvolto, Venezia Today, 21 novembre 2017.

Von den venezianischen Medien fast totgeschwiegen, erschien 2013 in den Stuttgarter Nachrichten ein ausführlicher Artikel über den Richter, Professor der Jurisprudenz und Lehrstuhlinhaber an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, Joachim Vogel. Der bekannte deutsche Jurist, Rechtswissenschafter und Fachbuchautor (u. A.: Einflüsse des Nationalsozialismus auf das Strafrecht, Juristische Methodik) aus Tübingen starb bei einem tragischen Bootsunfall in Venedig nahe der Rialtobrücke. Seine dreijährige Tochter wurde bei dem Unfall schwer verletzt. Bei einem plötzlichen Stau mehrerer Vaporetti kollidierte ein Schiff der Linie 1 der städtischen Verkehrsbetriebe Actv, das den Rückwärtsgang eingelegt hatte, mit der Gondel, in der die Familie samt den drei damals drei, acht- und zehnjährigen Kindern saß. „Das Vaporetto hat die Gondel mit dem Heck gerammt“, soll Ilse Vogel später der deutschen Konsulin in Venedig, Dott. Paola Nardini, berichtet haben. Der 50-jährige Familienvater wurde ins Wasser katapultiert, zwischen Pier und Schiff eingequetscht und erlag seinen schweren Brustverletzungen. Die Witwe, ebenfalls Juristin, forderte Schadenersatz. Dieser wurde vom zuständigen Richter in Venedig als nicht begründet abgelehnt und zurückgewiesen. Statt einer Entschädigung sollte die Witwe nun ihrerseits die sagenhaft hohen Anwaltskosten der Gegenseite von insgesamt 229.000 Euro bezahlen. Der Anwalt der Familie Vogel, Dott. Lorenzo Picotti, Professore ordinario an der Università degli Studi di Verona, meinte zu Recht: „Dieses Urteil ist einfach beschämend.“ Als „eine Verhöhnung“ titelte der Corriere del Veneto die Entscheidung des venezianischen Zivilgerichtes. (Siehe auch: LTO – Legal Tribune Online vom 18. August 2013: https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/joachim-vogel-lmumuenchen-tot-venedig-gondel-unfall/ sowie den Artikel der Print-Ausgabe der Presse vom 7. Dezember 2018 unter dem Titel Bittere Gerichtsposse nach tragischem Tod in Venedig.)

Immagini da sinistra a destraJoachim Vogel, Perspektiven des internationalen Strafprozessrechts, C. F. Müller Verlag, Heidelberg, 2004. Kai Ambos (Hg.) Europäisches Strafrecht post-Lissabon mit dem Artikel Joachim Vogels: Die Strafgesetzgebungskompetenzen der Europäischen Union nach Art. 83, 86 und 325 AEUV, Universitätsverlag Göttingen, 2011 (Göttinger Studien zu den Kriminalwissenschaften). Joachim Vogel (Hg.), : Praxisratgeber Umwelt- und Produkthaftung: Strafrecht – Haftungsrecht – Gefahrenabwehrrecht. Mit Beiträgen von Joachim Vogel, Mark Nordmann, Ralf Bredehöft. Lutz Hennig. VVW GmbH, 2008. Die Verfassung moderner Strafrechtspflege: Erinnerung an Joachim Vogel (Studien Zum Wirtschaftsstrafrecht, Band 10), Nomos Verlag, 2016. Joachim Vogel, Norm und Pflicht bei den unechten Unterlassungsdelikten, Verlag Duncker und Humblot, Neue Folge, Bd. 83, Berlin, 1993. Joachim Vogel, Einflüsse des Nationalsozialismus auf das Strafrecht, BWV, Berliner Wissenschafts-Verlag, Reihe Juristische Zeitgeschichte. Kleine Reihe, Band-Nr. 12, 2004. Joachim Vogel, Strafrecht und Strafrechtswissenschaft im internationalen und europäischen Rechtsraum, Juristen Zeitung, Jahrgang 67 (2012) / Heft 1.

IV. Die Ausbootung des Denkmalamtes

Sinistra: Molino Stucky visto dalla Fondamenta San Biagio. 100×100, 2018. A destra: Molino Stucky visto dalla Fondamenta delle Zattere. 100×100, 2019, Photos: © Robert W. Sackl-Kahr Sagostin

Auf der Giudecca, an deren westlichem Ende gelegen, befindet sich die Stucky-Mühle (Molino Stucky), die als prominentestes Industriedenkmal Venedigs gilt. Das Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag des Schweizer Unternehmers Giovanni Stucky errichtet, das wie auch die Casa dei Tre Oci in neugotischem Baustil aus Backstein ausgeführt wurde. Entfernt erinnert es, auch durch die Lage direkt am Canale delle Giudecca, an Gebäude der Hamburger Speicherstadt. Nach der Schließung im Jahre 1955 und langen Jahren des Leerstands entschied sich 1995 der Milliardär Francesco Gaetano Caltagirone, ein römische Unternehmer (Caltagirone S.p.A., Cementir S.p.A., Vianini Lavori S.p.A. … sowie Teilhaber an der Assicurazioni Generali S.p.A., Unicredit S.p.A. und vielen anderen großen Gesellschaften), den in die Jahre gekommenen Komplex in ein Luxus-Hotel mit Appartements umzuwandeln, wobei er auch private Wohnungen, ein Kongresszentrum sowie Venedigs einzigen Dachpool planen ließ. Diese Arbeiten wurden 2003 durch ein überraschendes Ereignis unterbrochen. Am Nachmittag des 15. April 2003 wurde nämlich der für das Hotel vorgesehene architektonisch interessanteste Teil des Gebäudes – der ehemalige Kornspeicher mit dem turmartigen Gebäudeteil des deutschen Architekten Ernst Wullekopf – bei einem Brand großteils zerstört. Die Außenwand am Rio di San Biagio brach ein und stürzte in den Kanal.

Es wurde wegen des Verdachts auf Brandstiftung ermittelt und frappante Ähnlichkeiten mit dem Brand des Teatro La Fenice drängten sich auf. Wenige Wochen später wurde mit der äußeren Rekonstruktion der beschädigten Gebäudeteile begonnen. Von den ehemals strengen Auflagen der Denkmalpflege im Kern war man jedoch befreit. Und so konnten die Innenräume des nunmehr 380-Betten-Hotels Molino Stucky Hilton mit angeschlossenem Kongresszentrum für 1500 Personen – die Eröffnung fand am 1. Juni 2007 statt – sozusagen mit amtlichem Siegel als bedeutungsloses, gesichtsloses Ensemble reüssieren, indem niveaulos und ohne denkmalschützende Vorschriften der Innenausbau durchgeführt werden konnte.

Auf Außenwänden der ehemaligen Mühle wurde immer wieder in blutroter Farbe Caltagirone mafioso gesprayt. Der Baulöwe Francesco Caltagirone ist gemeint, „der mit den zwielichtigen Vorgängen natürlich nichts zu tun haben will – was niemand beweisen oder widerlegen kann“, wie der Journalist Tom Schulz 2018 in einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung anmerkte.

Eigentlich liegt auf diesem Gebäude seit jeher ein Fluch, der an den am Canale Grande, am Beginn des Rio delle Torreselle liegenden gotischen Palazzo Dario, erinnert. Der Mühlenbesitzer Giovanni Stucky, der um die Jahrhundertwende nach dem Steueraufkommen als reichster Mann Venedigs galt und „in seiner Großmühle und der später angeschlossenen Teigwarenfabrik bis zu 1500 Menschen Arbeit gab“ (1), wurde 1910 von einem Anarchisten namens Giovanni Bruniera ermordet – ob er ein gewöhnlicher Verbrecher, ein Geistesgestörter oder das uneheliche Kind des Unternehmers war, ist bis heute ungeklärt. Zur Rechtfertigung seiner Bluttat argumentierte er unter anderem, vom argentinischen Präsidenten Roque Sáenz Peña bzw. von König Umberto den Mordauftrag erhalten zu haben.1941 nahm sich Giancarlo Stucky, Sohn und Firmenerbe, das Leben. Es folgten Firmenzusammenbrüche, Streiks und 1955 die berühmte Firmenbesetzung. Viele Venezianer bezeichneten das in den 1960er-Jahren zerfallende Gebäude als Spukruine und mieden die Gegend des Backsteinbaus. Ein alter Fischer machte stets einen Umweg, um dem Areal großflächig auszuweichen und bog erst nach der Insel Sacca San Biagio ein, um bei Punta Fusina anzulegen. Ein Taxiboot steuerte den Rio di San Biagio nicht mehr an. Anwohner bezeugen, sie hätten wiederholt in den Fenstern Feuerschein, Lichtblitze und tanzende Lichter beobachtet. Sie führen das auf den nicht zur Ruhe kommenden Geist der Gründerin des Benediktinerinnenkonvents SS. Biagio e Cataldo, Beata Giuliana di Collalto, zurück.

Incisione in rame della Beata Giuliana, contessa di Collalto. Anonimo. collezione privata, Giudecca. Giuliana nacque a Collalto nel 1186 dal Conte Rambaldo VI e da Giovanna dei Conti di Sant’Angelo di Mantova. Educata alla preghiera, a soli 12 anni vestì l’abito di San Benedetto nel Monastero di Santa Margherita, in quel di Salarola sui Colli Euganei. e a 34 anni conobbe Beatrice d’Este con la quale fondò una nuova comunità religiosa. Giuliana di Collalto si spostò nell’isola chiamata allora Spinalonga (ora Giudecca), dove riedificò, ingrandì e portò all’antico splendore la chiesa abbattuta di San Cataldo. La chiesa divenne luogo di preghiera e penitenza dedicato ai Santi Biagio a Cataldo. Eletta badessa nel nuovo monastero, Giuliana compì molti miracoli prima e dopo la morte avvenuta il primo giorno di settembre del 1262 a 76 anni. Prima di morire, Beata Giuliana patì di forti mal di testa e per questo è ancor oggi invocata dai sofferenti di emicrania. Sepolta nel cimitero della Chiesa dei Santi Biagio e Cataldo, Beata Giuliana di Collalto, come attestano numerosi biografi, continuò a dispensare miracoli anche dopo la sua morte. Intorno al 1290, il corpo della Beata venne ritrovato integro, così come la cassa in legno. Il corpo venne dapprima collocato in una sarcofago ligneo (ora conservato al Museo Correr di Venezia) e successivamente, nel 1733, posto in un altare in marmo della chiesa dedicata ai Santi Biagio e Cataldo. Nei primi anni del Cinquecento la nomea di Giuliana come taumaturga delle emicranie cominciò a diffondersi e raggiunse una considerevole notorietà. Nel 1753 Papa Benedetto XI estese ai feudi della famiglia Collalto il culto della Beata Giuliana fino ad allora limitato alla sola città di Venezia. Portato nel 1810 nella chiesa del Redentore, il corpo di Beata Giuliana fu spostato nel 1822 nella parrocchiale di Santa Eufemia dove tuttora è venerato all’interno della cappella dedicata a Sant’Anna. Photo: © Robert W. Sackl-Kahr Sagostin

Deren Kloster und Kirche wurden aufgrund des Molinobaus 1880 abgerissen. Nur noch der malerische Hintereingang des Konvents unweit des Hotelkomplexes am Rio San Biagio gelegen, sowie die Säulen des Kirchenraums, die 1593 von Michele Sanmicheli im Zuge einer Gebäudeumstrukturierung abgebaut und in der nahegelegenen Kirche Sant’Eufemia verwendet wurden, sind erhalten geblieben. Signora Giovanna, pensionierte insegnante di scuola media, die am Rio delle Convertite wohnt und für ihre okkulten Fähigkeiten bekannt ist, erzählte mir vor einigen Jahren beim Verzehr eine Apfeltorte in Harry’s Dolci an der Fondamenta San Biagio, dass sie bei ihren nächtlichen spiritistischen Sitzungen über Klopfzeichen in regem Kontakt mit Giovanni Stucky stehe und daher wisse, dass dieser aufgrund des Kirchenabrisses keine Ruhe finden kann.

Immagini da sinistra a destraLavinia Cavaletti, La dinastia Stucky 1841-1941. Storia del molino di Venezia e della famiglia, da Manin a Mussolini, Linea Edizioni, Padova, 2018. re generazioni di mugnai di origine svizzera e le loro vicende a Venezia. Il primo arrivato, Hans, si trovò coinvolto nella Rivoluzione del 1848-49; Giovanni costruì il molino della Giudecca, divenendo a fine Ottocento l’uomo più ricco della città, e fu assassinato nel maggio 1910 da un pazzo. Suo figlio Giancarlo finì rovinato a causa della crisi economico-finanziaria degli anni Trenta, della politica economica del fascismo e dell’ostilità di alcune personalità del regime. La storia di una dinastia e di cent’anni di vita veneziana. Lo storico edificio è diventato ora un albergo. | Alexander Wolkoff-Mouromtzoff – Henri e Marie de Régnier / Annina Morosini / Enid e Henry Austen Layard / Helen D’Abernon / Frederick Rolfe, Personaggi stravaganti a Venezia tra ‘800 e ‘900 (2). Sergei Djagilev – Giovanni Stucky – Emma Ciardi – Alma Mahler Schindler – Luisa Casati – Mary McCarthy. Antiga Edizioni, Crocetta del Montello. | Medaglia Giovanni Stucky, realizzata nel 1909 dallo Stabilimento Stefano Johnson di Milano per omaggio dei dipendenti a Giovanni Stucky. | Lavinia Cavaletti, The man who built the molino Stucky 1841-1941. The rise and fall of the richiest family in Venice. Edizioni La Toletta, Venezia, 2011. All reproductions, objects and photography: © Robert W. Sackl-Kahr Sagostin, Collezione Robert W. Sackl-Kahr Sagostin, Venezia.

Genaueres über den rätselhaften Brand ist unter dem Titel In fiamme il Mulino Stucky gravi danni allo storico edificio in der Ausgabe der La Repubblica vom 15. April 2003 unter https://www.repubblica.it/online/cronaca/stucky/stucky/stucky.html sowie im Artikel Venezia: brucia il Mulino Stucky, non escluso dolo des Corriere della Sera unter https://www.corriere.it/Primo_Piano/Cronache/2003/04_Aprile/15/mulino.shtml abrufbar(2).

(1) Robert Schediwy, Aufstieg und Niedergang der Stuckys – ein mitteleuropäischer Beispielsfall. Wirtschaft und Gesellschaft, 38. Jahrgang (2012), Heft 2.
(2) Corriere della sera, In primo piano/cronache: L’edificio in ristrutturazione sul canale della Giudecca è stato semidistrutto. Sindaco: inspiegabile. Evacuate le case vicine. 15 aprile 2003.

Veduta del Palazzo Vendramin alla Giudecca di Luca Carlevarijs. In sottofondo la Chiesa di San Biagio e San Cataldo (c. 1705). Collezione Sackl-Kahr Sagostin, Venezia. Photo: © Robert W. Sackl-Kahr Sagostin


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